Peter Eckert
Leben und Werk
Peter Eckert war von Beruf Bankkaufmann (nicht „Banker“!). Erste „Gedichte“ verfasste er in der Schulzeit; die zunächst nur gelegentliche Beschäftigung mit Mundart begann in den 1970ern. Er veröffentlichte in zahlreichen Anthologien und Zeitschriften seine Texte, nicht nur Mundart, sondern sehr gerne auch in Schriftdeutsch. Das (nach Bedarf erweiterbare) Spektrum seines Schreibens (soweit es sich nicht um Sachtexte handelt) definiert er als „Alltagsphilosophische Spaziergänge des gesunden Menschenverstandes unter Leuten und Menschen, zwischen Gott und der Welt, ernst, heiter, verhalten ironisch, melancholisch, nachdenklich, vernünftig, radikalromantisch oder schlicht unsinnig, kurz gesagt: wie das Leben, nur halt zum Lesen“. Die Themen entnimmt er der Lebenswelt der „Menschen wie du und ich“, ob im Alltag oder in der Grauzone zwischen bewusster Bewahrung, unreflektierter Hinnahme und zumindest fahrlässig verursachtem Verlust von Identität, rund um die Frage, wer wir sind, wer wir sein möchten, wer wir sein sollten und wer wir sein könnten. Stets ist er dabei bestrebt, um vernunftgesteuertes und dennoch mitmenschliches Zusammenleben zu werben. Trotz nur sporadischer Teilnahme an Wettbewerben errang er Spitzenpreise in allen großen Mundartwettbewerben der rheinfränkischen Region, zu denen er zugelassen ist, also Goldener Schnawwel, Völklinger Platt, Pfälzischer Mundartdichter-Wettstreit Bockenheim, (Pfälzischer) Mundartwettbewerb Dannstadter Höhe, Saarländischer Mundartpreis (Goldener SR3-Lautsprecher). Für die Evangelische Kirche gestaltet er als Autor und Sprecher (zu besonderen Gelegenheiten auch in Mundart) seit 1995 (bislang über 400) Funkbeiträge auf allen Radiowellen des Saarländischen Rundfunks (Zwischenruf, Glauben heute, Innehalten, Morgenfeier, mehrere vollständige Rundfunkgottesdienste), im SR-Fernsehen (Aus christlicher Sicht) und zeitweise in Rheinland-Pfalz-Radio (Angedacht). Seit 1990 arbeitete er ehrenamtlich in der Gemeindearbeit der Ev. Kirche und in der Erwachsenbildung (u.a. zahlreiche literarische Themen). Nach entsprechender Ausbildung wurde er 1998 als Prädikant („Laienprediger“) ordiniert und hat seither über 300 Gottesdienste gestaltet, allein 40 in Mundart, komplett (Liturgie, Lieder, Predigt) mit eigenen Texten. Ab 1990 wirkte er beim Offenen Kanal Saarland mit und betreute dort monatlich bis zur Einstellung des OK Peters Stunde mit den Unterformaten Peters Schalltrichter (Verknüpfung von Musik, Literatur – auch Mundart – und Kleinkunst), Peters Juke Box (Musik und Wissenswertes dazu) und Peters Kiosk (mit journalistischen Beiträgen). Eine mehrjährige Reihe von „KleinstKunst“-Soloveranstaltungen begann 1992 mit „Viechereien – Tiere sind auch nur Menschen“. Seine erste eigene Buchveröffentlichung war (1995): "Was wääs dann isch ... ?!" Heute zählt Peter Eckert zu den führenden Mundartschriftstellern des Saarlandes. Er war (2000) Gründungsmitglied der Bosener Gruppe, der mittlerweile größten mundartliterarischen Vereinigung im rhein-/moselfränkischen Gebiet, und ist seit 2005 gemeinsam mit Karin Klee deren Sprecher. Zur Ermutigung anderer Mundartinteressierter gründete er unter Mitwirkung von Dr. Edith Braun 2001 den „Mundartring Saar – Verein zur Pflege der Mundarten im Saarland“, dessen Vorstand er als langjähriger Sprecher angehörte und für den er mehrere Jahre die Zeitschrift Mundartpost Saar gestaltete. Auch mit seiner Mundartarbeit war er im SR präsent: Mundartabend, Frohes Wochenende (Mundartwerkstatt), Bei uns dehemm; im SR-Fernsehen z.B. mehrmals im Kulturspiegel (zuletzt mit einem Portrait 2012), Dibbelabbes u.a.Erinnerungen an das Symposium
"Dass ich als Neuling schon 2 ½ Jahre nach der ersten Wortmeldung zum Symposion kam, stieß für mich sozusagen das Tor zur Mundartwelt auf. Dafür schulde ich Günter Schmitt und Friedrich Hatzenbühler besonderen Dank.
Sehr gerne denke ich zurück an die Autorinnen und Autoren, die damals mit dabei waren. Intensive Einblicke in unterschiedliche Ansätze bei Arbeitsweisen, Inhalten und Formen bestärkten mich in meiner Absicht, ebenfalls meinen eigenen Weg zu gehen.
In bester Erinnerung geblieben sind mir die freundliche Aufnahme und die geradezu liebevolle Betreuung. Herzlichen Dank dafür an Martina Scheer und Harry Hauch.
Eher trauriges Detail: Meine Fotokamera gab unbemerkt ihren Geist auf, so dass ich mit mehreren überwiegend falsch oder gar nicht belichteten Filmen nach Hause kam."
Auszeichnungen (Auswahl)
(Auswahl) • Goldener Schnawwel 1993 (Lt. Reglement nur einmal möglich)und Ehrenvolle Erwähnung im Saarländischen Mundartwettbewerb
• Völklinger Platt 2001 im mosel- und rheinfränkischen Mundartwettbewerb • 1. Preis 2001 beim Pfälzischen Mundartdichterwettstreit Bockenheim (+ 2., 3., 4., 5. Preis) • 1. Preis 2011 beim (pfälz.) Mundartwettbewerb Dannstadter Höhe (+ 3. und 2 x 5. Preis) • 1. Preis 2011 verbunden mit dem SR3-Lautsprecher in Gold beim Saarl. Mundartpreis • Dr.-Wilhelm-Dautermann-Preis 2012 in Bockenheim für die
mundartliterarische Neuerscheinung des Jahres • 1. Preis der Publikumsjury 2014 beim (pfälz.) Mundartwettbewerb Dannstadter Höhe
Veröffentlichungen (Auswahl)
(Auswahl) • Was wääs dann isch ...?! (1996) – auch als Audio-Cassette • Zeide – Geschischde ums Kumme unn Gehn (1998) • Es Haisje unn anneres Vázehlsches aus em Ländsche (1999) • Was wääsch‘ dann du ...?! (2002) – auch als CD • Fang du nei aan mid mir – Lieder unn Texde forr Mundaadgoddesdienschde(Fang du neu an mit mir – Lieder und Texte für Mundartgottesdienste 2005)
zum Evangelischen Kirchentag Hannover • Die Sischel vun Gold – Asterix uff Saarlännisch Band 3 (2007) • Zwische Humus unn Humor – Gedanken über Gärten und Gärtner (2010) • Wein, Weib unn die Pals – Wein, Weib und die Pfalz (2012) • Engel mid unn ohne B – Ein ökumenisches Schmunzelbrevier (2012) – mit CD • Wenn widder wirklisch Weihnachde wär (2013) • Mühlzeit – Bosener Momentaufnahmen – 20 Jahre danach: Ein Dankeschön-Rückblick
4. Mundartsymposion Bosener Mühle 1996 – Mein Bilder-und-Worte-Album • Diffuse Zeiten – In 333 Schritten auf Entdeckungsreise ins Ich (10 Bände)
Wiederveröffentlichung in fünf Doppelbänden 2017/2018 ferner: • Begleithefte und Dokumentationen zu rd. 40 Mundartgottesdiensten • Dokumentationen mit Texten der kirchlichen Funkbeiträge • Mundartkolumne in der Saarbrücker Zeitung mit bislang rd. 60 Beiträgen seit 2005 • Wäär gaggerd, muss aach lee‘e Mitglied der Redaktion der Anthologie zum zehnjährigen Vereinsjubiläum Mundartring Saar e.V. - Verein zur Pflege der Mundarten im Saarland • in Vorbereitung: Glauben – wie der Schnabel gewachsen ist
Band 1: Frohbotschaft? Folklore? Firlefanz? –
Überlegungen zur Mundart im Gottesdienst
Band 2: Fang du nei aan mid mir! – Bausteine für den Mundartgottesdienst
Lieder und Gesänge, liturgische Texte und Predigten
in rheinfränkischer saarländischer Mundart Sonstiges (Auswahl) • Arbeitsbericht: Was wääs dann isch...!? zur Fachtagung „Kulturpolitik in
Saar-Lor-Lux am Beispiel der Mundartdichtung und Regionalliteratur“ (1997) • Vortrag „Mundart händmäid“ – als erster Mundartautor Gast beim Kolloquium
Literatur im Raum Saar-Lor-Lux-Elsass, Prof. Dr. Günter Scholdt,
Universität des Saarlandes (1997) • Laudatio zum Preis der Emichsburg des Förderkreises Mundarttage Bockenheim an
Pfarrer Dr. Werner Schwartz für seine Verdienste um „Kerch uf Pälzisch“ (2012) • Evangelischer Kirchentag Hannover 2005 – Vortrag
Gottesdienste in rheinfränkischer Mundart – Erfahrungen eines Prädikanten
in Verbindung mit Mundartgottesdienst und offenem Singen
seiner für Mundartgottesdienste geschriebenen Lieder • Mundartwerkstatt Bockenheim – Leitung Ute Zimmermann (2012) • Mundartgottesdienste an und in der Bosener Mühle
(2012 zum 20. Mundartsymposium und 2013)) • Nacht der Kirchen – MundART zwische Himmel unn Erd (2015) • Mundartliteratur im Saarland – Ein Abriss – Beitrag für Literaturland Saar –
Das saarländische Literaturportal (Der „Oberhauser“ im Internet)
Beiträge zum Symposium
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Annaschdrum – odder: Die Riggwärdsmihl
Andersrum — oder: Die Rückwärtsmühle — 1996
Kärner
hann’se owwe rinngeschmiss.
Scheene, ganse, feschde, gladde Kärner.
Die hann’se dermaase durschgeduddeld,
dass schlieslisch unn endlisch
nur noch feiner, weiser Staab
rauskumm is.
Unn isch?
Kumme aan mid Staab im Knause.
Denne soll’isch so
dursch die Mihl dòò drähje,
dass am Enn
ebbes Gladdes, Feschdes, Ganses,
Scheenes erauskummd:
gladde, feschde, ganse, scheene Gedangge!.
Ob das klabbe kann?
Klabbe? Villeischd!
Awwer uff jede Fall klabbere.
Klabbere dudd’s gans bestimmd.
Unn Klabbere, das wääs’isch
schunn länger,
das geheerd zum Handwerk.
Unn zudemm, das wääs’isch jedzd,
geheerd’s ach zum Mundwerk.
Klibb klabb.
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Bosener Haiku
Seide gebbd's e Hai.
Weenischdens hie uff'em Land.
E Kuh schunn efder.
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Lehrmeischderin Nadur
Für Thomas Liebseher und Robert Gernhardt
Brennessie kinne disch viII lehre.
Se sinn gezaggd unn dunggelgriin.
Se waggse faschd wie e Lawin
unn brenne, wenn de draankummschd, gääre.
Was die Brennessel lehrd? Das will'isch dir gäär nenne:
Es dunggelgriin sinn lehrd's midsamd de Zagge,
lawinegleische Dabber-Waggs-Attagge
unn laaschd, wenn ach nidd liischd, gans glaa, es Brenne.
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Heimad
Heimad is
villeischd dòò
wo die Leid
e bisje so
ähnlisch sinn
wie isch.
Awwer
zum Gligg
nidd
genauso.
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Beim Schnapsbrenne
is nidd alles se gebrauche. Nur das in da Midde. Vòòredraan das is nidd se geniese unn hinnedraan das aa nidd. Unn wenn de Pesch haschd, kummd in da Midde niggs! Nur vòòredraan unn hinnedraan. Das kannsch' e dann heegschens holle zum Inreiwe. Villeischd is dei Schreiwerei aach nur forr zum Inreiwe. Äänsischi Hoffnung: Daß' es beim Lese weenischdens waam machd. -
Mit uns kamma schwätze
Mit uns kann man reden — 1996 Kommunikation. Gans allään die Wirgung zähld unn nidd die Absischd. Das is mei Meinung. Nur e Idjod denkd annaschd. Was is dei Meinung? -
St. Wendelin
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Drunner unn drin
Bildhauerei is eindlisch gaanidd so schwär. E rooer Klodz unn alles steggd schunn drin. Muschd ännfach nur das abklobbe, was iwwerflissisch is, unn es scheenschde Kunschdwerg kummd unnedrunner zum Vòrschein: Mòò aangenomm, du selwer wärschd so e rooer Klodz. Was misd má wohl an dir so alles abklobbe, dass drunner unn drin der Mensch zum Vòrschein käm, wo de wirklisch bischd? -
Bosener Haiku
Selde gebbd's e Hai. Weenischdens hie uff'em Land. E Kuh schunn efder.