Grußwort Landrat Udo Recktenwald
Grußwort Landrat Udo Recktenwald
Die Bezeichnung „Erfolgsgeschichte“, oder neudeutsch: Erfolgsstory, ist zugegebenermaßen überstrapaziert. Was wird nicht alles als Erfolg verkauft! Doch für das Mundartsymposium ist es genau der richtige Begriff. Oder mit anderen Worten ausgedrückt: Dat Symposium is e arisch gudd Sach – und wat foor een!
Vor 25 Jahren nahm diese Erfolgsgeschichte ihren Anfang. Sechs Sprachkünstler aus unterschiedlichen Sprachgebieten trafen sich in der Bosener Mühle, verbrachten hier eine Woche, tauschten sich aus, sammelten Eindrücke, Erfahrungen, verarbeiteten sie und schrieben sie auf – in ihrem Dialekt. Ein Experiment, dessen Erfolg keinesfalls sicher war. Doch bereits nach dem ersten Mundartsymposium war klar: Hier wurde eine Veranstaltung mit Vorbildcharakter geschaffen, hier – und das war 1993 im Pegasus, dem Kulturbuch für die Region Rhein-Neckar/Saar-Pfalz zu lesen – wurde ein Stück Mundartliteraturgeschichte geschrieben. Denn das Symposium half entschieden dabei, die Mundart in unserer Region in den literarischen Rang zu heben, half dabei, den ihr zu Unrecht hie und da angedichteten provinziellen Mief zu beseitigen und verdeutlicht seit 25 Jahren mit inzwischen weit über 100 Teilnehmern vor allem eins: Die Mundart ist ein Stück Identität, ein Kulturgut, das es zu erhalten lohnt.
Schließlich ist der Dialekt die erste Sprache, die man hört, die erste Sprache, in der man sich ausdrückt, die erste Sprache, in denen man seine Gefühle artikuliert. Wo auch immer einen das Leben hinziehen mag, mit seinem Dialekt nimmt man auch immer ein Stück Heimat mit, er ist eine der Wurzeln eines jeden Menschen. Mundart macht die Heimat einzigartig, macht jeden einzelnen Menschen einzigartig. Ein Kulturgut also, das allerdings zu verkümmern droht.
Daher nimmt die Pflege der Mundart im Landkreis St. Wendel einen hohen Stellenwert ein. Seit 2007 besteht der alle zwei Jahre stattfindende Saarländische Mundartpreis in Zusammenarbeit mit dem Sparkassenverband, der Stadt Völklingen und SR 3 Saarlandwelle, der Landkreis unterstützt Projekte und Publikationen, die sich der Mundart widmen, und veranstaltet seit 25 Jahren gemeinsam mit SR 3 Saarlandwelle das Mundartsymposium in der Bosener Mühle. Von Anfang an betreut von dem Kulturdezernenten Harry Hauch und der Leiterin der Tourist-Info St. Wendeler Land, Dr. Martina Scheer, denen ich für ihren Einsatz und Eifer danke.
Das Symposium ist mittlerweile eine Institution, ein kulturelles Aushängeschild unserer Region. Aus dem Symposium haben sich interessante Initiativen entwickelt wie gemeinsame Lesungen, die „Bosener Gruppe“, ein Zusammenschluss von Mundartdichtern, oder der bereits erwähnte Mundartwettbewerb. Zudem hat das Symposium einen touristischen Stellenwert, schließlich lassen sich die Dichter von unserer schönen Heimat inspirieren, lernen sie kennen, schreiben darüber.
Eine Erfolgsgeschichte also. E arisch gudd Sach. Seit 25 Jahren. Und mit Sicherheit viele weitere Jahre. Um die Mundart zu pflegen, zu erhalten. Denn: Mei Mundart – dat benn ejsch ganz selbscht. En meiner Mundart – doh benn eisch dehemm, doh kann eisch senn wie eisch benn. Dodrenn fiehl eisch misch rischdisch wohl.
Udo Recktenwald
Landrat des Landkreises St. Wendel
Landrat des Landkreises St. Wendel
Grußwort Stefan Miller, Programmchef SR3 Saarlandwelle
Grußwort Stefan Miller, Programmchef SR3 Saarlandwelle
Geheischnis für die Ohren
25 Jahre Mundartsymposium
Die saarländische Mundart hat etwas Weiches, Samtiges für mich. Wenn ich eine Fliege wäre, würde ich doch tausendmal lieber von einer Miggeplädsch erschlagen werden als von einer Fliegenklatsche. Mundart im Saarland, das ist Geheischnis für die Ohren. So etwas tut auch aus dem Radio gut. Deshalb haben wir bei SR 3 Saarlandwelle der Mundart immer viel Platz eingeräumt. In den „Bunten Funkminuten“ stellt Susanne Wachs regelmäßig Neuigkeiten aus der Mundartszene vor, freitags gibt es ab 20 Uhr in „Bei uns dehemm“ Mundartmusik und Literatur auf die Ohren. Von Montag bis Freitag werden jeden Morgen um 8:30 Uhr die beliebten „Nachrischde uff Platt“ ausgestrahlt, verständlich, ohne Politikerjargon und Verlautbarungssprachgemetzel, einfach heimelig.
Vor 25 Jahren haben sich Mundartautoren in St Wendel zu einem Symposium getroffen. Einer der Initiatoren dieses Treffens war Günter Schmitt, Redakteur bei SR 3 Saarlandwelle und Spezialist für Mundart. Symposium d.h. ja eigentlich Gastmahl und man verbindet damit seit der der Antike viel Wein und kluge Gespräche. Wein fließt in Bosen auch. Das Symposium nimmt die antike Tradition auf. Die Gastlichkeit des Landkreises St. Wendel wird kombiniert mit dem Gespräch über Mundartliteratur und dem Verfassen neuer Texte. Das hat sich bewährt.
In Zeiten, in denen Globalisierung und weltweites Netz vielfach zu Entfremdung und Entwurzelung führen, treffen sich hier Menschen, deren Sprache tief verwurzelt ist in Landschaft und kulturellem Erbe. Nach 25 Jahren hat dieses Symposium deshalb eine hohe Aktualität und damit auch eine Zukunft. Zu Zeiten, in denen die Braddeler mit Fakenews Meinungskriege führen, ist hier Zeit zum Zuhören und Lauschen, Geheischnis für die Ohren.
Stefan Miller
Grußwort Cornelia Hoffmann-Bethscheider, Präsidentin Sparkassenverband Saar
Grußwort Cornelia Hoffmann-Bethscheider, Präsidentin Sparkassenverband Saar
Mundart ist mehr als nur hörbares Zeichen unserer Herkunft. Mundart ist Teil unserer Identität. Ich bin stolz darauf, Saarländerin zu sein und ich spreche gerne auch mal platt. In der Sparkassen-Finanzgruppe komme ich mit Menschen aus allen Regionen Deutschlands zusammen. Die wenigsten sprechen reine Mundart. Wir hätten auch einige Verständigungsprobleme, wenn Schwäbisch auf Sächsisch auf Saarländisch auf Friesisch träfe. Aber uns allen hört man unsere Herkunft mehr oder weniger an und gerne werden unterschiedliche Bezeichnungen und Redewendungen ausgetauscht. Und so bauen unterschiedliche Mundarten keine Mauern auf, sondern verbinden und laden zum Austausch ein. Ich freue mich, dass wir im Saarland den Austausch der verschiedenen Mundarten durch die Unterstützung des Mundart-Internetauftritts des Sankt Wendeler Landes aktiv unterstützen und gratuliere sehr herzlich zum 25jährigen Bestehen.