Der Autor wurde 1945 geboren. Von Beruf ist er Lehrer, seit 1980 ist er freier Schriftsteller. Hurst schreibt überwiegend im Dialekt. Sein Genre sind Gedichte, Erzählungen, Satiren und Theaterstücke.
Harald Hurst
Leben und Werk
Hurst studierte Romanistik und Anglistik in Heidelberg und Mannheim und beendete das Studium mit dem ersten Staatsexamen. Das Referendariat zum Lehramt an Gymnasien brach er jedoch ab. 1981 erschien sein erstes Buch Lottokönig Paul. Nachdem er viele Jahre in Karlsruhe verbrachte, lebt Hurst jetzt in Ettlingen. Des Öfteren gibt es Lesungen mit ihm, allein oder zusammen mit beispielsweise Gunzi Heil oder früher auch mit dem mittlerweile verstorbenen Kuno Bärenbold. Hurst-Lesungen finden nicht nur in Karlsruhe statt, sondern im gesamten badischen Raum und manchmal auch im Schwäbischen. Hurst verfügt über eine ausgefeilte Vortragstechnik seiner Texte, die er mit großer Zurückhaltung als Vortragstalent zelebriert. Ihm zuzuhören ist ein besonderes Erlebnis.Auszeichnungen (Auswahl)
Stipendiat der Kunststiftung Baden-Württemberg Stipendium des Ministeriums für Kunst und Wissenschaft 1993 Thaddäus-Troll-Preis MundartpreiseVeröffentlichungen (Auswahl)
Hurst hat weit mehr als 10 Bücher veröffentlicht, zusätzlich 4 CDs, die alle im Silberberg-Verlag in Tübingen erschienen sind.- Ich bin so frei. Neue Gedichte in Mundart und Schriftdeutsch (Karlsruhe: von Loeper, 1986)
- Das Zwiebelherz. Liebesgeschichten (Karlsruhe: Braun, 1988)
- De Polizeispielkaschte. Mundartgeschichten (Karlsruhe: Braun, 1990)
- Daß i net lach! Geschichten und Gedichte (Karlsruhe: Braun, 1993)
- So e Glück. Geschichten und Gedichte (Karlsruhe: Braun, 1995)
- Der mit de Wurscht. Audio-CD mit Gunzi Heil (Karlsruhe: Braun, 1997)
- Vergeß den Vogel. Geschichten und Gedichte (Karlsruhe: Braun, 1998)
- Musik und Literatur - live und pur. Audio-CD mit Gunzi Heil und Kuno Bärenbold (Karlsruhe: Braun, 2000)
- Fuffzich. Komödie in zwei Akten (Karlsruhe: Braun, 2001)
- Komm geh' fort. Geschichten und Gedichte (Karlsruhe: Braun, 2003)
- rum un num. Live in der klag-Bühne Gaggenau mit Gunzi Heil. Audio-CD mit Bonus-Video (Karlsruhe: Braun, 2005)
- Des elend schöne Lebe. Geschichten und Gedichte (Karlsruhe: Braun 2006)
- Des mir!. Geschichten und Gedichte (Karlsruhe: Braun 2009)
Beiträge zum Symposium
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Tagebuchnotiz einer Ankunft
Bosen, 25. April 98 Mit einer Stunde Verspätung pünktlich in der Bosener Mühle angekommen. Hatte mich mehrfach verfahren (zu spät von der Autobahn runter). Mußte mich über Land durchfragen. Richtung Sankt Wendel. War nicht einfach, da sich die Hiesigen hauptsächlich durch das Weglassen von Endsilben zu verständigen scheinen. Aber wozu bin ich Teilnehmer eines Mundart-Symposions? Ein Ehepaar hat sich über meinen richtigen Weg gestritten. Ein heftig einräumendes "Ei joh!" höre ich oft heraus. Unter Wahrung minimaler Höflichkeit bin ich einfach weitergefahren. Sümposion klingt übrigens besser als Tagung oder womöglich Wörkshop. Irgendwie eine Kulturetage höher. Lüriksümposion wäre die Steigerung ins luftig Abstrakte. Das läßt sich bei vornehm gespitzten Mund sehr eindrucksvoll sagen. Schon Wochen vorher hatte ich Termine abgelehnt mit den Worten: "Bedaure, in diesem Zeitraum bin ich zu einem mundartlichen Lüriksümposion eingeladen." Nachfragen gab es nie. Manche Einladungen lehnt man schon deshalh nicht ab, weil man sich durch ihren Wohlklang geehrt fühlt. Ich werde lachend empfangen, als sei mir der Ruf eines mangelnden Orientierungsvermögens vorausgeeilt. Man sitzt vollzählig am Quadrat grauer Resopaltische. Panoramablick auf den Bostalsee. Regen schlägt Kringel auf die gestaute Wasserfläche. Es gibt Mineralwasser, Orangensaft, Kaffee. Sehr sümposional. In einer Ecke entdecke ich eine Kiste Wein. Mein Blick dorthin bewirkt, daß eine Flasche geöffnet wird. Sehr aufmerksam, unsere Betreuer vom Saarländischen Rundfunk und die Dame vom Landkreis. Einer namens Schmitt, der eine tatkräftig-heitere und wohllebige Häuptlingsaura verströmt, skizziert den wünschenswerten Ablauf der folgenden neun Tage. Die angereisten Sümposionsteilnehmer, zwei Dichter, zwei Dichterinnen, ein Liedermacher nicken zustimmend. Ich nicke mit, obwohl ich mich als Neuankömmling, dessen Stuhl noch nicht warm ist, zurückhalten sollte. Immerhin, Mitnicken bewirkt eine schnellere Integration. Außerdem hört es sich gut an, was der Mann sagt. Eine neuntägige Kampfpause im Alltagsgefecht der freien Schriftstellerei. Schonzeit für Poeten. Eine Zeit ohne Leistungsdruck wolle man uns schenken, eine Art umsorgten Freiraum. Land und Leute sollen wir kennenlernen, ganz entspannt. Ein VW-Bus nebst Chauffeur stehe für den Dichtertransport zur Verfügung. Der Fahrer, ein sympathischer junger Mann, lächelt. Er heißt Patrick. Morgen wird er mich zu einer Lesung eigens nach Karlsruhe kutschieren und nächtens zurück. Das ist Service…