Sie ist 1946 in Ostfriesland geboren, lernte Großhandelskauffrau und spricht ostfriesisches und Holsteiner Platt (Platt ist eine eigenständige Sprache, keine Mundart).
Johanna Kastendieck
Leben und Werk
Seit der Gründung einer plattdeutschen Musikgruppe „Liekedeler“ schrieb sie Texte in Plattdeutsch für diese Formation. Viele Kurzgeschichten mit Schwerpunkten auf Randfiguren der Gesellschaft sind von ihr erschienen. Außerdem gibt es zahlreiche Texte plattdeutscher Lyrik von Johanna Kastendieck. Erinnerungen an das Symposium sind für Johanna Kastendieck die Veröffentlichung „Wo dat Saarland entstahn is“ und „Wendalinusbasilika“ Gerne denkt sie zurück an das Brotbacken morgens um 7.00 beim Bäcker auf der Stauseemauer. Jeden Tag gab es die Live-Übertragung im Radio auf der Saarlandwelle, eine besondere Rundfunkerfahrung. Interessante Teilnehmer hat sie kennen gelernt, mit denen sie z.T. heute noch in Verbindung steht. Eine Erfahrung war auch das entspannte Arbeiten in der Mühle (nichts „müssen“ müssen) Dann blieben Johanna auch noch viele witzige Sprüche der Teilnehmer beim gemeinsamen Frühstück und beim abendlichen Rotwein im Gedächtnis, die kleine Bonmots der Erinnerung sind: Lucien Schmitthäusler zu Hans Walter Lorang: „Du singst grenzüberschreiende Lieder“ Abends meinte Anni Mathes: „Mandeln sind gut für die Hirntätigkeit!“ und Harry Hauch konterte: „Was glaubst du, weshalb ich euch welche mitgebracht habe!“ Robert nach einem Gedicht von Claudia Scherer: „Ich hab’s leicht, ich brauch es nicht zu verstehen, ich bin „Pälzer!“ Hans Walter zu Claudia: „Mensch, das Gedicht ist eine Marktlücke!“ Am Morgen nach einer schweren Nacht Hans Walter zu Günter Schmidt: „Bisch um de Lac de Bordeaux g’rannt?“Veröffentlichungen (Auswahl)
„Anner Lüüd sünd ok Lüüd“, Mohland-Verlag, ISBN 3-936120-17-x „Dat grote Oprümen“, Mohland-Verlag, ISBN 978-3-86675-199-6 Veröffentlichungen in Anthologien, z.B. Voss un Haas-Kalenner, Hinstorff-Verlag „Vertell doch mal“, NDR, Wachholtz-Verlag Im Symposium verfassten Texte: u.a.: Wendalinusbasilika, Iesern, erinnern (Weltkulturerbe Alte Völklinger Hütte), Nahe-Quelle, Möller (Johann-Adams-Mühle), Weg dör de Nacht (Straße der Skulpturen), Inladen, Wo dat Saarland entstahn is (en Märken)Beiträge zum Symposium
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Möller
Fröher hett de Möller sik in sien Möhl afmaracht un puckelt üm to överleven Hüüt puckelt so männicheen de Möller heet ok. Üm to överleven? -
Nahe-Quelle
Ik wull dat all de Wöör de noch in mi sünd so ut mi rutsprudeln kunnen as dat klore kole Water ut dien Born -
Rumpelstilzchen in de Möhl?
Hüüt nacht weer in de Möhl de Düwel los! He hett pultert un rumpelt un schreen un stöhnt. Keen Wunner, ik heff em mit mien Fantasie waak maakt. Ut siene söötsten Drööm heff ik em hoolt, wo he sik so freut, dat de Königin sien Naam jümmer noch nich raden hett. He höögt sik al op de tokamen Nacht, wenn se em wedder de verkehrten Naams gifft. Man he rekent nich mit mi. Ik heff em tohöört un ik weet nu wo he heet. Mal sehn, wo’t löppt. Villicht vermassel ik em de Tour un roop em heel luut bi sien Naam. Un denn frei ik mi op sien Gesicht, wenn he mit Gehuul in de Höll fohrt! -
Wendalinusbasilika
Tweedüster musenstill en söte Rüük Vermoden, Nieschier En Fru – sachten strakeln Hannen över en steenern Mannsminsch. Beröhren vull Leefde Stiern, Mund, Lief un Been. En Andacht in’t Gesicht, Lippen bewegen sik liesen. Suustern Wöör, de blots HE versteiht. Gottvertruen Worüm kann ik nich so glöven? -
Wo dat Saarland entstahn is - En Määrken
(Nach einem Besuch auf dem Schaumberg) Vör lange, lange Tiet, as de Welt nich di oder mi tohöörn dä, leven op ehr en Barg Resen. Eens Daags kregen se en gresigen Krach doröver, wokeen dat Land woll tohöörn dä. Se weern dicht bi, een den annern doot to slagn, wiel se sik nich eenig warrn kunnen, as de överkloke Vagel Uul jem raden dä, dat Land recht ünner sik optodelen. Jedeen vun de Riesen söch sik nu en Placken Land, vun dat he glööv, dor goot leven to könen. Aver üm keen Striet över de Grött vun dat Land to kriegen, bruken se Grenzen. De een vun de Riesen nehm sik de Bargen to Hölp, de anner maak sik Grenzen dörch Strööm un de drütte nehm dat Över vun den Ozean as sien Grenz. Op disse Oort un Wies weer in korte Tiet de Welt opdeelt. Blots in de Merrn, wo ok en poor vun de Riesen leven wullen, weer dat en beten vigeliensch, Grenzen to finnen. An sworsten weer dat in de Delen vun’t Land, wo dat Knüllen, grönen Wohld un wiede Wischen un Feller geev. De lütten Beek, de dörch disset Land lepen, kunn een meist nich as Grenz ansehn. Dor keem een vun de Riesen, de hier leven wull, op en Idee. Mit gewaltige Schreed steeg he op den höchsten Barg vun dit Stück Land un stell sik bavenop. Denn breed he sien Arms utenanner, leet se op de Eer daal un dreih sik heel suutje üm sien egen Ass un möök mit sien Arms en groten Krink. Dat Land, dat he op disse Oort un Wies markeert harr, weer nu sien egen. Eerst vele Eerjohren later kregen de Barg un dat Land en Naam. De Barg, op den de Ries stegen weer nömen de Lüüd „Schaumberg“ un dat Land, dat he mit sien utbreed Arms ümfaten kunn, wörr dat „Saarland“.