1945 in Radolfzell am Bodensee geboren.
Klaus-Dieter Reichert
Leben und Werk
Mechanikerlehre, Facharbeiter in Textilbetrieb und in der Datenverarbeitung. Studium (Sport und Deutsch) an der PH Reutlingen, Lehrer. 1976 beginnt das Schreiben in Mundart.1978 bis 2005 Lehrer an einer Grund- und Hauptschule; seit 2005 Rektor i.R. Schreiben in Mundart ist für ihn auch ein Bewahren der Heimat, wobei er sich im Schwabenland ebenfalls zu Hause fühlt. Die überraschenden Pointen seiner Texte und der gekonnte Vortragsstil machen seine Auftritte zu einem Erlebnis. Mitgliedschaft in diversen Mundartvereinen, teilweise in deren Vorstand. Redaktionsmitglied bei Veröffentlichungen der Vereine. Mitglied des Arbeitskreises „Mundart in der Schule“ Mit-Leiter von Mundart-Schreibwerkstätten.Auszeichnungen (Auswahl)
1993, 1. Preis beim "Nochwuchswettbewerb vo 9 - 99" der Muettersproch-Gsellschaft Freiburg i.B 1999 Einladung zu einer Lesung des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg e.VVeröffentlichungen (Auswahl)
"Wit it?", "wunderfitz & alefanz" sowie die Übersetzung des "Struwwelpeter" ins Bodensee-Alemannische sind Teile seiner vielfältigen Aktivitäten.Beiträge zum Symposium
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6 – Gänge – Gedicht
Jo, warum it? Fer mi au, bitte. Ah, en Nahe-Wein; Der dirft it weit her si. Mmh, des sieht etz emool guet uus. En Guete! Hosch du no nint griegt? Nomool e Virtele, wenns goht. Ja so äbbes Feins! I waart no äwängg, sunsch vebrenn i mer s Muul. Lesch doch mit Wii! Wenn it vil drin isch, macht en große Deller doch glei äbbes her. De Rand hedded se aber suuber mache känne. Broscht! Etz afange kunnt de Salat. Der zwing i nimme ganz. Was, e Ratatouille? Tui mer des etz no a? En Espresso? Jo der schlupft immer no oomed dezwische. Ob i vu däm Wein …? Gern! Etz no e Bäuerle gmacht und alles bei sich bhalte. Klaus-Dieter Reichert 2005 -
Basilika zu St. Wendel
gstorbe 1914 – 1919 fer wa fers Vaterland fer d Homet 1914: 48 mit hurraa 1915: 56 mit hurrraaa 1916: 31 nimme ganz so veruggt 1917: 34 au nimme 1918: 43 nomool wisse wellä 1919: 8 noch langem Leide velore s Läbe fer d Homet fers Vaterland immer no giits z wänig Veträter vu de Kriegsgräber-Vorsorge i de Politik -
De Sensemaa
Nie han in gsähe Rase mähe. Au nie gheert vum Rase schwätze. Nu vum Gras, vu sinere Wise. „Gras vehäxle! Gohts it no schlimmer? Wettsch du vehäxlet wäre, wenn dei Zeit rum isch?“, hot er frooge känne. I han em ko Antwort gwisst und e Wahl wer i zletscht au kone ho. Zum Mähe hot er immer sei Säges gnumme. Aber bis er schließlich gmäht hot, isch en Huufe Zeit vegange. Fer ihn scheints it. Des Devor hot fer en au immer dezue gheert: s Gras aaluege wi weit s scho gwagse isch, uf die räet Länge warte, ufs räet Wetter warte und denn d Säges richte. I me Holzglotz isch e Eise gsteggt wo noch obe hii wi de spitze Deil vu me Hammer uugsähe hot. Weiter hinde isch en andere Glotz gstande, gleich hoch wi de vorder, uf beide e Brett gnaglet. Dass alls au stabil gnueg gsi isch, hot er die Gletz mit Ladde vesträbt ghet. Uf des Brett isch er no gsesse, s Blatt vu de Säges uf em Schoß und i de linke Hand, de Hammer i de räechte. Im all gliiche Takt hot der di scharf Seite ganz dünn dänglet und zum Schluss mit em Wetzstei abzoge. Ersch uf em Feld hot er d Säges an Stiel gschraubt und e uusghölts Kuehhorn an Gürtel ghängt. Do isch Wasser drin gsi und de Wetzstei und en große Zimmermannsnagl. No ischs losgange. Mit weitem Schwung isch d Säges knabb iber de Bode zischt. Scht, scht, scht .. i me ruhige Takt. S gschnitte Gras isch ordentlich dogläge, di kurze Stobble hond e bogeförmigs Schnittmuschter griegt. Do durch isch e Spur gange, wi vu me Schilangläufer. Zwischedrin hot er immer mol wider d Säges mit em Stiel uf de Bode gstellt, isch mit em Sackduech iber de Kopf und durch s Gsicht gfahre, wel er gheerig is Schwitze kumme isch. Do hot er no au der Dropfe under de Nase vewischt, wenn der it scho vorher abi gheit gsi isch. Denn hot er mit em Zimmermannsnagl Grasrescht us de Säges gstreift und schließlich mit em Wetzstei d Schneide nochgwetzt. S Dobbelripp-Underhämmed isch vum Schitze all dunkler wore, au de Hosebund. I hans gern gschmeggt, wenn er gschitzt hot. Woner no fertig gsi isch, hot er e Gabl gnumme und s Gras gleichmäßig vedeilt, dass es guet hot drockne känne. Denn isch er under en Bom in Schadde ghoggt und hot gveschberet. S Heu zämmereche, Schechle mache und i d Scheuer due, isch später kumme. Fer sei Vieh wars immer zvil Heu, drum hot er s ibrig de Kinder us de Nochberschaft fer ihre Dierle gschenkt. A me schäne Dag hot em oner d Säges us de Hand gnumme. Si isch no do gläge, er denäbe, ordentlich, wi si gmähts Gras. Mit em Gürtl um de Buuch hot er uusgsähe wi e Garbe. Gschmunzlet hei er no, hot mer sich uf de Beerdigung vezellt. -
i waart
monsch s dät oomol on Mensch aber naa ko gottsige Seel wenn it bald äbber bloß wer au friher aml no aber heit isch d Welt wi venaglet - woß Gott aber i ka waarte Klaus-Dieter Reichert 2005 -
Keltischer Ringwall
so vil Stei so vil Schrei no meh Wörter nixnutzig Klaus-Dieter Reichert 2005 -
Skulpturenstraße 1
Steiner zum Haue zum Hiistelle zum Naalege Gletz zum Glotze zum druf Laufe zum druf Hogge zum druf Lige Steiner zum Aastoß näe zum aagschuggt Wäre zum druf nuf Lupfe Gletz als Zielscheib fer d Vegl als Markstei fer d Hund als Müllhalde fer d Leit Steiner fers Notdirftigschte s Denke Klaus-Dieter Reichert 2005 -
Skulpturenstraße 2
wa mer it im Kopf hot hot mer i de Fieß i mon s briicht d Schuehgreeße vu däm* fer all des wani it im Kopf han und des wär no z glää Klaus-Dieter Reichert 2005